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Der Waschbär (Procyon lotor), auch als Nordamerikanischer Waschbär oder altertümlich als Schupp bezeichnet, ist ein in Nordamerika heimisches mittelgroßes Säugetier. Seit Mitte des 20. Jahrhunderts ist er als Neozoon auch auf dem europäischen Festland, dem Kaukasus und Japan vertreten, nachdem er dort aus Gehegen entkommen ist oder ausgesetzt wurde. Waschbären sind überwiegend nachtaktive Raubtiere und leben bevorzugt in gewässerreichen Laub- und Mischwäldern. Aufgrund ihrer Anpassungsfähigkeit leben sie zunehmend auch in Bergwäldern, Salzwiesen und urbanen Gebieten.
Mit einer Körperlänge zwischen 41 und 71 cm und einem Gewicht zwischen 3,6 und 9,0 kg ist der Waschbär der größte Vertreter der Familie der Kleinbären. Typisch für den Waschbären sind das ausgeprägte haptische Wahrnehmungsvermögen der Vorderpfoten und die schwarze Gesichtsmaske. Hervorzuheben ist ferner das gute Gedächtnis der Tiere, die sich in Versuchen auch noch nach drei Jahren an die Lösung einer früher gestellten Aufgabe erinnern konnten. Waschbären sind Allesfresser und ernähren sich zu ungefähr 40 % von pflanzlicher Kost, zu 33 % von Weichtieren und zu 27 % von Wirbeltieren. In Gefangenschaft gehaltene Waschbären tauchen ihre Nahrung oft unter Wasser, was als „Waschen“ gedeutet wurde, sehr wahrscheinlich aber eine Leerlaufhandlung zur Imitation der Nahrungssuche an Fluss- oder Seeufern ist.
Während der Waschbär früher als Einzelgänger angesehen wurde, gibt es heute Belege dafür, dass er ein geschlechtsspezifisches Sozialverhalten zeigt. Miteinander verwandte Weibchen (Fähen genannt) teilen sich oft ein gemeinsames Gebiet; nicht verwandte Männchen (Rüden genannt) dagegen leben in lockeren, aus bis zu vier Tieren bestehenden, Kleingruppen zusammen um sich gegenüber fremden Rüden während der Paarungszeit oder anderen potentiellen Angreifern behaupten zu können. Die Größe der Streifgebiete variiert zwischen 0,03 km2 für Weibchen in Städten und 49,5 km2 für Männchen in der Prärie. Nach einer Tragezeit von etwa 65 Tagen bringt das Weibchen im Frühling, abhängig von der örtlichen Situation, durchschnittlich 2,5 bis 4,8 Junge zur Welt. Die Welpen werden anschließend von ihrer Mutter bis zur allmählichen Trennung im Herbst alleine aufgezogen. Obwohl in Gefangenschaft gehaltene Waschbären über 20 Jahre alt werden können, liegt ihre durchschnittliche Lebenserwartung in freier Natur nur zwischen 1,8 und 3,1 Jahre. Jagd und Verkehrsunfälle sind in vielen Gebieten die zwei häufigsten Todesursachen.
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