Montag, 20. Oktober 2025

.die blechtrommel | günter grass

Oskar Matzerath ist anders. Mit drei Jahren beschließt er, nicht weiter zu wachsen. Der groteske Außenseiter betrachtet die Welt mit schonungslos-sarkastischem Blick "von unten". Sein ständiger Begleiter ist eine Blechtrommel. Mit ihr ertrommelt er sich Distanz, fordert, schreckt auf. Wird sie ihm genommen, setzt er sich mit einem Schrei zur Wehr, der Glas zerspringen lässt. So absonderlich der zornige Zwerg ist, so frei ist er. Oskar ist ein unerbittlich scharfsinniger Beobachter des Danziger Kleinbürgertums im "Dritten Reich".

Günter Grass liest sein erfolgreichstes Werk: ein kunstvoll erzähltes Stück Weltgeschichte mit einem Helden, wie es ihn nie zuvor gab.

©2018 Steidl (P)2018 DAV

Autor: Günter Grass

Gesprochen von: Günter Grass

Spieldauer:  28 Std. und 0 Min. (ungekürzt)

Veröffentlicht: 09.03.2018

Kategorie: Literatur & Belletristik

Sprache: Deutsch

Anbieter: Der Audio Verlag

Nach einigem Abwägen, letztlich aber der Neugier erliegend, wagte ich mich an Günter Grass' berühmtestes Werk, das 1959 erschien und als einer der bedeutendsten Romane der deutschen Nachkriegsliteratur gilt. Gelesen vom Autor selbst. 

Die Tonqualität war eine Herausforderung. Definitiv zu leise. Erst recht, wenn man Grass' teilweise wirren und überdimensionalen Schachtelsätzen folgen möchte, was zusätzlich durch sein Genuschel erschwert wird. Ich nahm es in Kauf, dass Grass' aus jedem G am Ende eines Wortes ein gesprochenes K (oder aus D ein TT) macht ..  in der Regel schafft ein Autor selbst es ja am besten, gewünschte und beabsichtigte Gefühle und Stimmungen seiner Werke zu transportieren.

Anfang der 50er Jahre trommelt und schreibt in einer Heil- und Pflegeanstalt ein Buckliger des Jahrgangs 1924 die Geschichte seines Lebens und seiner Familie vom Beginn des Jahrhunderts bis in das Deutschland Adenauers. Oskar Matzerath hat alles gesehen und gehört, nichts ist ihm entgangen, denn er war ein hellhöriger Säugling, dessen geistige Entwicklung bereits bei der Geburt abgeschlossen war. Der Außenseiter, der Wirklichkeit ertrommeln und Glas zersingen kann, erweist sich dabei als der einzige Gesunde in einer Welt des Scheins, der Lüge und des Verbrechens. Ende der 80er habe ich die Verfilmung geschaut, welche die Geschichte von Oskar Matzerath erzählt, der beschließt, nicht mehr zu wachsen und die Welt aus der Perspektive eines Kindes zu beobachten, um die Schrecken und Absurditäten seiner Zeit zu erleben. 

Das Werk ist bekannt für seinen satirischen und provokativen Blick auf die deutsche Geschichte vor, während und nach dem Zweiten Weltkrieg, sowie für seinen einzigartigen Erzählstil, der Elemente des magischen Realismus beinhaltet.  "Die Blechtrommel" war maßgeblich daran beteiligt, dass Günter Grass 1999 den Nobelpreis für Literatur erhielt. 

Zusammenfassend ist zu sagen, dass sowohl Schauplätze als auch Gegebenheiten enorm, teilweise beinahe überfordernd detailliert geschildert werden. Zwischen all dem Irrsinn finden sich dennoch ab und an einige raffinierte und witzige Metaphern. Dass Oskar ein widerlicher Drecksack ist, war ja bereits vor dem Lesen klar und wurde bestätigt. Auf die gähnend langatmige Ausführung eines Skatspiels hätte ich gut und gerne verzichten können. Ebenso auf die wahnsinnig machenden, selten wirklich Sinn ergebenden Schachtelsätze, in die mit Gewalt Worte und deren Wiederholungen gepresst wurden. Wenn das Kunst ist, verstehe ich rein gar nichts davon. Wenn das Kunst ist, will ich sie auch nicht verstehen.

Das permanente und ausgeprägte Lippenschmatzen des Herrn Grass und seine Speichelgeräusche beim Sprechen machten mich gegen Ende Buches schlicht wahnsinnig. Allein deshalb schon werde ich diese Lesung garantiert nicht noch einmal hören.

Es wird behauptet, man solle "Die Blechtrommel" wenigstens einmal gelesen haben, das sie als ein Schlüsselwerk der deutschen Nachkriegsliteratur gilt und die Auseinandersetzung mit der deutschen Schuld- und Verdrängungsgeschichte thematisiert. Dem bin ich nachgekommen. Den vorgeblichen sprachlichen Anspruch beschreibe ich als nervliche Herausforderung und wünsche mir beinahe selbst dafür den Nobelpreis für Literatur, dass ich Grass' Ergüssen bis zum Ende standgehalten habe. Die sprachliche Brillanz und literarische Bereicherung, mit der dieses Werk beschrieben wird, erschließt sich mir nicht. Einzig den zugeschriebenen magischen Realismus kann ich bestätigen.

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