Nach Tannöd, das mich mit einer mal ganz anderen Art Literatur beeindruckt hat, wollte ich mir Kalteis von Andrea Maria Schenkel auf keinen Fall entgehen lassen.
München, Ende der 30er Jahre: Süß und sehnsüchtig ist der Traum vom Glück in der großen Stadt auch Kathi träumt ihn und entflieht der Enge des dörflichen Lebens. Dunkelhaarig, kräftig und hübsch ist sie, wie die Frauen, die seit einiger Zeit in München und Umgebung spurlos verschwinden.Josef Kalteis ist verhaftet worden, aber gehen wirklich alle Verbrechen auf sein Konto? Wurde vielleicht der Falsche hingerichtet und der Mörder läuft immer noch frei herum? Der Hergang der Morde erschließt sich aus Vernehmungsprotokollen, Zeugenaussagen und Vermisstenanzeigen. Aber auch die Opfer und der Täter kommen zu Wort, sodass man selbst die Gedanken des Mörders mit verfolgen muss und Angst und Widerstand der Frauen miterlebt. Einfühlsam und packend wird dazwischen die Geschichte der jungen Kathi erzählt. Der Hörer fürchtet, dass zwischen ihrer hoffnungsfrohen, naiven Suche nach dem Glück und konkreten existenziellen Sorgen, zwischen Gelegenheitsprostitution und der ersehnten großen Liebe, sich das Unheil unabwendbar zusammen zu brauen scheint.
Andrea Maria Schenkel hat einen ganz eigenen Stil, den man mag oder eben nicht. Gleiches gilt für die Interpretation durch Monica Bleibtreu, die jeden Charakter unübertrefflich authentisch wiedergibt, der Münchner Akzent jedoch vereinzelt gewöhnungsbedürftig sein könnte. Wie schon in der Kurzfassung erwähnt, setzt sich Kalteis aus einer Aneinanderreihung von Vernehmungs-protokollen, Zeugenaussagen und Vermisstenanzeigen zusammen und gibt einen Einblick in das Leben Ende der 30er Jahre. Eine literarische Meisterleistung ist dieses Buch nicht, hat es aber auch nicht unbedingt nötig. Interessant, erschütternd, gegen Ende sogar stellenweise grausam schauerlich und ekelerregend, hatte ich dennoch ein wenig mehr erwartet. Teilweise glaubt man, die Geschichte sei künstlich in die Länge gezogen, während sich am Ende die Begebenheiten überschlagen. Ich persönlich finde nicht, dass Kalteis auch nur annähend an Tannöd anschließen kann.
Guten Morgen Kirstin! Ich fand Tannöd ziemlich doof... Hat mir überhaupt nicht gefallen... :o( ABER deinen blog find ich klasse und ich schaue jeden Tag bei dir rein!!!! :-)
AntwortenLöschenLiebe Grüße von Nord- nach Südhessen
Andrea