Als ich meinen Göga gestern aus dem Krankenhaus abholte, war er wahrlich dürr, runzelig, blass und ziemlich wackelig auf den Beinen, nach acht Treppenstufen auch völlig außer Atem. Schon klar, dass ein Krankenhaus kein Erholungsheim ist. Geschwächt fand er sich zu Hause erst mal auf dem Sofa ein. Essen war nicht, auch das Trinken suchte auf mehr oder weniger unnatürliche Weise beinahe umgehend wieder den Weg nach draußen. Genächtigt hat mein Mann - wie ich allerdings erst am heutigen Morgen feststellte - auf dem Sofa, weil ihn das Liegen im Wasserbett schmerzte.
Da Jörgs Kreatinin (harnpflichtiges Stoffwechselprodukt und wichtiges Merkmal der Funktion seiner Spendeniere) laut Krankenhauslabor gestiegen ist, suchte er zwecks Bestimmung und Überprüfung seiner Blutgerinnung statt des Hausarztes direkt seinen Nephrologen (Facharzt für Nierenerkrankungen) auf. Dieser riet ihm von Marcomar als Blutverdünner ab und verordnete stattdessen Spritzen. Im übrigen sei auch Jörgs Blutdruck um 80/50 ziemlich im Keller. Außerdem ist er leicht dehydriert, wohl weil weder feste noch flüssige Nahrung im Körper geblieben ist. Auch dies lässt sich jedoch medikamentös behandeln.
Das alles sind nicht wirklich erfreulich, aber auch nicht so schlimm, dass man in Trauer und Tränen versinken muss. Mein Mann hat schon einige Zeit im Krankenhaus verbringen müssen, sodass ich an und für sich hoffte, er wäre inzwischen ein wenig "abgehärtet". Aber mein Mann ist alles andere als leidensfähig ...
Bin ich hartherzig, weil ich finde, man(n) solle seine Energie dafür verwenden, aktive Genesung zu betreiben, statt unter stetem Bedauern vor sich hin zu leiden?
Bin ich ein schlechter Mensch, weil ich die Einstellung vertrete, man solle aus solchen Situationen immer versuchen, das Beste zu machen, da es sonst nur schlechter wird?
Bin ich egoistisch, weil ich mich sorge und erwarte, zeitnah über ärztliche Ergebnisse informiert zu werden?
Bin ich ein garstiger Mensch, weil ich verletzt bin, dass ich seit einer Woche (mal wieder) am Springen, Rotieren, Organisieren, Machen und Tun bin, aber mein Mann es nicht mal geschafft hat, mich nach seinem Arzttermin kurz anzurufen?
Die menschliche Psyche ist wohl wie das Immunsystem: ein bisschen angekratzt und schon reagiert man auf alles viel empfindlicher. Ein bisschen doof find' ich das schon :o/
Also nichts für ungut, ihr Lieben, die ihr meinen Jammerpost lest. Mir tut's schon gut, mich jetzt ausgek... (ohhh, ein Bäh-Wort, ich sprech's nicht aus!) zu haben. Bitte
kein Mitleid, das iss nämlich völlig unangebracht. Hab' mich ja nur ein bisschen ausgejammert ;o) Jetzt stürze ich mich wieder in die Arbeit, frei nach dem DWK-Motto:
Alles ist gut, solange du wild bist!